Outdoor-Campen: Die besten Tipps fürs erste Mal - Teil 1: Optimal ausgerüstet für Sicherheit und Komfort

Moment mal – Outdoor-Campen, ist das nicht ein weisser Schimmel? Wer schlägt sein Zelt schon im Wohnzimmer auf? Ein paar Worte zur Erklärung: Der Begriff Campen umfasst in etwa so viele verschiedene Ferienarten wie das Wort Reisen an sich. Die einzige wirkliche Konstante ist das Aufstellen der mobilen Behausung im Freien. Da enden die Gemeinsamkeiten dann auch schon – man denke nur an ein in der Wildnis Kanadas aufgestelltes Zwei-Mann-Iglu einerseits und das an Strom und fliessend Wasser angeschlossene Campingmobil auf einem Campingplatz am Stadtrand andererseits.

Beides hat seinen Charme und braucht doch völlig verschiedene Formen der Vorbereitung. In den kommenden zwei Posts geht es um die wichtigsten Tipps für alle Frischluftliebhaber, die sich in das Abenteuer zumindest relativ wilden Campens stürzen möchten. Dafür steht der Begriff Outdoor: Er bedeutet, sich auf den unmittelbaren Kontakt mit der Natur und allen ihren potenziellen Unwägbarkeiten einzulassen. Im ersten Teil dieses Beitrags geht es deshalb um die drei elementaren Ausrüstungsgegenstände jeder gelungenen Outdoor-Expedition. Der zweite Teil bietet viele hilfreiche Tipps für den Aufenthalt vor Ort.

Dies ist ein Bericht in 2 Teilen:

Teil 1: Outdoor-Campen – Optimal ausgerüstet für Sicherheit und Komfort

Teil 2: Outdoor-Campen – hilfreiche Tipps für den Aufenthalt vor Ort1. Planen, planen, planen

Das Wichtigste beim Outdoor-Campen ist die vorausschauende Vorbereitung. Sie besteht zunächst aus der gründlichen Recherche des Ziels in Hinblick auf klimatische Gegebenheiten, Tier- und Faunawelt, Untergrundbeschaffenheiten, jahreszeitliche Veränderungen. Dann folgt die sorgfältige Zusammenstellung der Ausrüstung im Hinblick auf die Umstände vor Ort. Je nachdem, wie weit Sie sich von der Zivilisation entfernen, müssen Sie alles bei sich tragen, was Sie brauchen könnten – das ist einer der elementaren Unterschiede zwischen Outdoor-Zelten und einem Campingplatz mit angeschlossenem Supermarkt.

Je informierter Sie hinsichtlich der potenziellen Herausforderungen des Zielortes sind, desto entspannter wird Ihr Aufenthalt sein. Suchen Sie in Camper- und Outdoorforen nach Erfahrungsberichten und scheuen Sie sich auch nicht, den (natürlich wildfremden) Autor zusätzliche Fragen zu mailen. In den meisten Fällen werden Sie eine ausführliche Antwort erhalten.


Irgendwo in Norwegen (Bild: Dietmar Meinert / pixelio.de)


2. Das Zelt: Sicher übernachten und stürmische Tage überstehen

Von Qualität und Komfort Ihres Zelts hängt gerade in Gegenden mit wechselhaftem Klima oder extremen Temperaturverhältnissen viel ab. Es ist Rückzugsort und Sicherheitszone und bietet gerade bei körperlich anstrengenden Touren die nötige Umgebung, um sich wieder aufzuwärmen und trocken zu werden. Welches Zelt Sie auswählen, hängt von einer Reihe von Kriterien ab. In Frage kommende Zeltarten sind:

  • Geodät-Zelte. Perfekt für wirklich extreme Anforderungen, da ein integriertes Gestänge das Aussenzelt in kleinere Flächen unterteilt; so wird es sehr wind- und wetterstabil.
  • Kuppelzelte. Ideal für häufige (oder sogar tägliche) Ortswechsel, da selbsttragend, schnell aufgestellt und durch die ergonomische Form windstabil.
  • Tunnelzelte. Ebenfalls schnell auf- und abbaubar und windstabil, solange mit der schmalen Seite zum Wind aufgebaut.
  • Ein-Personen-Zelte. Optimal, wenn Sie alleine reisen und auf wenig Traggewicht Wert legen
  • Gruppenzelte. Gut geeignet für lange Standzeiten, wenn Sie sich etwa ein kleines Camp aufbauen und von diesem aus Ihre Tagestouren unternehmen wollen. Interessant auch für Kleingruppenreisen durch die Option aushängbarer Schlafkabinen.

Weitere Bezeichnungen sind etwa Leichtzelt oder Vierjahreszeitenzelt; sie bezeichnen nicht die Bauweise, sondern Gewicht oder verarbeitetes Material. Zusätzliche Aspekte beim Zeltkauf sind ausserdem die Gesamtgrösse (Aussen- und Innen) und der Mindestkomfort, den Sie von Ihrem Zuhause auf Zeit erwarten.

Kaufen Sie Ihr Zelt möglichst dort, wo Sie verschiedenen Zelte aufgebaut vergleichen können und es fachkundige Beratung gibt. Sie zahlen vielleicht ein wenig mehr als im Online-Shop. Diese Ausgabe aber werden Sie spätestens in der ersten Nacht im Zelt wertschätzen. Achten Sie bei jedem Kauf auf eine Variante mit ausreichend Belüftungsmöglichkeiten, um Kondenswasserbildung zu vermeiden – vor allem, wenn Sie in tendenziell kalten, feuchten oder sehr warmen Gegenden unterwegs sind.

Lassen Sie sich vor der Entscheidung vom Profi erklären, wie die Zelte in Ihrer Auswahl sturmsicher aufgestellt werden, denn da verhält sich jeder Zelttyp anders. Und hören Sie auch auf Ihr Bauchgefühl; schliesslich müssen Sie bei extrem schlechtem Wetter auch mal einen Tag im Zelt ausharren, ohne sich unwohl zu fühlen.

Üben Sie die schnelle und ergonomische Aufstellung des Zeltes vor der Abreise solange, bis Sie es auch um Dunkeln errichten können. Wenn Sie alleine reisen, sollten Sie es auch alleine aufstellen können; es nützt Ihnen dann nichts, den Vorgang zu zweit perfektioniert zu haben.


Zeltaufbau (Bild: nimkenja / pixelio.de)


3. Schlafsack und Isomatte: Warm bleiben in der Nacht

Für den Expeditionsgenuss und Ihre Gesundheit ist es extrem wichtig, dass Sie nachts warm und trocken sind. Dabei ist die Isomatte – für viele Erstcamper unerwarteterweise – für 50% der Gesamtwärme und viermal mehr Wärmeverlust als der Schlafsack verantwortlich. Egal wie hochwertig der Schlafsack: Durch eine zu dünne oder schlecht isolierte Isomatte dringen die Kälte und der Druck spitzer Gegenstände von unten durch.

Während der Nacht wird jede Schlafsackfüllung zwangsläufig vom Körper plattgedrückt. Das reduziert die Luftspeicherfähigkeit und damit die Isolation, die nun von der Isomatte ausgeglichen werden muss. Zu dünne Matten oder preiswertes Material sind dazu nicht in der Lage. Wenn Sie kräftiger gebaut sind oder unruhig schlafen, sollten Sie nach (Über-)breiten Matten fragen, die inzwischen viele Anbieter im Programm haben.

Beim Material haben Sie bei hochwertigen Isomatten grundsätzlich die Wahl zwischen:

  • Selbstaufblasenden Isomatten. Der Standard, denn sie sind komfortabel und isolieren gut, allerdings nur, wenn keine durchgestanzten Schäume verwendet wurden – unbedingt nachfragen! Achten Sie auf eine möglichst pralle Befüllung.


Selbstaufblasende Isomatte (Bild: Pierrelagrange, Wikimedia, CC)


  • Synthetik- und Daunenmatten. Sehr gute Isolationsleistung bei gutem Gewicht und viel Bequemlichkeit.
  • Feste Isomatten. Die einzige Wahl, wenn das Gewicht wirklich ins Gewicht fällt. Allerdings müssen Sie hier mit weniger Komfort rechnen und die Packmasse bei der Rucksackplanung berücksichtigen.

Hinsichtlich des Schlafsacks tun sich, wie Sie feststellen werden, philosophische Welten auf. Um den für Sie richtigen zu finden, sollten Sie die folgende Infos zum Verkaufsgespräch mitbringen:

  • In welcher Jahreszeit und bei welchen Wetterbedingungen werden Sie unterwegs sein? Könnten Sie auch auf Minusgrade stossen?
  • Welche Ziele peilen Sie an? Denken Sie dabei nicht nur an die unmittelbar bevorstehende Expedition, sondern an alle Ziele, die Sie in den nächsten Jahren eventuell ansteuern möchten – ein guter Schlafsack ist (fast) eine Anschaffung fürs Leben.
  • Sind Sie eher eine Frostbeule oder können Sie auch niedrige Temperaturen gut ertragen? Wie verhält es sich mit Ihrem Temperaturverhalten in der Nacht? Ziehen Sie die Decke bis zur Nasenspitze und tragen am liebsten noch Nachtmütze oder brauchen Sie Bewegungs- und Freiraum?

Der Profi kann nun mit Ihnen gemeinsam ermitteln, ob Sie einen ultraleichte Daunenschlafsack, einen Dreijahreszeitenschlafsack mit Limittemperatur über dem Gefrierpunkt brauchen oder noch mehr Wärme benötigen. Erwägen Sie auch den Kauf einer Dampfsperre. Dies ist ein luftdichtes Inlet für das Innere des Schlafsackes, das die Körperfeuchtigkeit von den Daunen fernhält. Dampfsperren können die Wärmeleistung des Schlafsacks um bis zu drei bis fünf Grad Celsius erhöhen.

Für ultimative Wärme in der Nacht können Sie dann noch alles Weiche wie Ihre Regenkleidung und Wäsche, vor allem in Rumpfhöhe gleichmässig unter die Isomatte legen – allerdings nur, wenn der Zeltboden Feuchtigkeit wirklich zuverlässig abhält.

 

Oberstes Bild: Auf der Suche nach dem Glück (Bild: Dietmar Meinert / pixelio.de)

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